REBOUND

Stärken bewusst machen und fördern.
Lernen, mit Risiken umzugehen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Im REBOUND-Programm geht es – am Beispiel des Drogenproblems – um den Umgang mit Versuchungen und Verführungen.

Drogen werden oft wie ein Schnellzug zum Glück angesehen. Viele Menschen wollen einfach nur die Fahrkarte kaufen und so direkt wie möglich zum Ziel kommen. Doch die schnelle Befriedigung von Bedürfnissen hinterlässt oft einen faden Nachgeschmack. Und eine entstandene Drogenabhängigkeit kann verheerende Folgen für das weitere Leben haben. Das Drogenproblem hat allerdings zwei Seiten: Nachfrage und Angebot. Drogen werden produziert, gekauft, gebraucht, missbraucht, toleriert, verherrlicht, verboten und verteufelt – und oft geht es um Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen.

Viele Erzieher fühlen sich hilflos, weil sie weder genug über den Wunsch nach Grenzüberschreitungen und über Drogen wissen, noch bei der Kommunikation den richtigen Ton treffen. Die Alkoholexzesse Jugendlicher sind manchmal ein Zeichen von Entfremdung zwischen jungen Menschen und Erwachsenen, vielleicht auch ein Symptom einer Gesellschaft, die sich nicht genug darum kümmert, die Bedürfnisse junger Menschen nach Rausch und Ekstase anzuerkennen.

In REBOUND geht es um das Verstehen von Risikoverhalten. Wir verlassen die am Individuum orientierten Deutungen des Drogenkonsums zugunsten eines neuen Paradigmas, welches die Kraft der Gemeinschaft und die sozialen Kompetenzen in das Blickfeld rückt. Das Konzept von Rebound ist ein Ergebnis langjähriger Zusammenarbeit unserer Forschergruppe mit jungen Menschen und ihren Pädagogen. Gemeinsam mit fast 20 Doktoranden und Diplomanden haben wir die empirischen Grundlagen geschaffen. Ich wünsche den Kursleitenden und allen im Bildungssystem Beteiligten, viel Freude und Neugier bei einem innovativen und kreativen Programm, in dem Versuchungen und Verführungen zur Sprache kommen können

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Rolf Verres
Emeritierter ärztlicher Direktor des Instituts für Medizinische ­Psychologie der Universität Heidelberg

Rebound,

das bedeutet: „aus Erfahrungen lernen – den eigenen und denen anderer.“

Es kommt aus dem Englischen und meint wie das lateinische „resilire“: ­„abprallen, zurückspringen“. REBOUND spielt auf die resilienzpädagogische ­Grundhaltung an, bei der es um Spannkraft, Elastizität, Strapazierfähigkeit und Bewusstheit geht.

REBOUND ist ein innovatives und anspruchsvolles Programm zur Stärkung von Gesundheitskompetenzen. Es lädt Schulen, Pädagogen, Jugend- und Sozialarbeiter, Psychologen und Berater dazu ein, junge Menschen als Partner in einem kooperativen Lernprozess zu unterstützen.

Am Beispiel des Themas „Alkohol und andere Drogen“ werden die Heranwachsenden an die Wahrnehmung ihrer eigenen Stärken (Resilienz) und ihrer Verletzbarkeit (Vulnerabilität) herangeführt.

REBOUND bietet zwei Instrumente: die kompetenz- und stärkenorientierte, positive Grundhaltung und eine Repertoire an Methoden, das schrittweise erlernt werden kann.

Wichtigster Baustein von REBOUND ist die medienpädagogische Arbeit mit Kurzfilmen.
Die Film-Szenarios zeigen realistische Situationen aus dem Leben von Jugendlichen und wie diese auf die darin gezeigten Herausforderungen typischerweise reagieren.

Haltung

REBOUND soll motivieren, informieren, Jugendliche untereinander ins Gespräch bringen, falsche Tabus auflösen und die Risikowahrnehmung schärfen. REBOUND hilft dabei, zu sehen, was positiv ist. Es geht um eine ressourcen- und lösungsorientierte Pädagogik. Ein wichtiger Begriff in REBOUND ist Verantwortung. Der suchtpräventive Teil von REBOUND regt Jugendliche dazu an, herauszufinden, was verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol und anderen Drogen bedeutet. Dabei ist klar, dass der Gebrauch von Verantwortung immer wichtiger ist, als der verantwortliche Gebrauch. REBOUND fördert Jugendliche, die abstinent bleiben wollen (wir nennen es: Kein Konsum-Entscheidung). Aber REBOUND ist auch für Jugendliche da, die experimentieren und ausprobieren, obwohl Erwachsene gerne hätten, dass sie es nicht tun. Indem wir den Kontakt zu den Jugendlichen halten und versuchen ihre Ziele zu verstehen, verhindern wir, dass sie sich selber in Außenseiterrollen zurückziehen

Medien und Erlebnis im Mittelpunkt

Wir arbeiten intensiv mit Kurzfilmen und anderen erfahrungsorientierten Methoden. In diesen Filmen spielen die Schauspieler Szenen rund um das Thema Rausch und Risiko. Schaut man genauer hin, geht es in den Filmen aber einfach um Leben und Lernen, um Themen wie Dazugehörigkeit und Sich-selber-finden, seine eigenen Grenzen kennen lernen und die Frage, welche Werte eigentlich wichtig sind. Bei dem Thema Alkohol oder Cannabis werden diese Fragen aufgeworfen, kritisch bearbeitet und neu beantwortet. REBOUND wurde und wird von den Menschen mit entworfen, um die es geht.

Authentizität

Besonders am 16-teiligen REBOUND Kurs ist, dass sich fast alle Stunden um einen realitätsnahen Kurzfilm drehen. In den Kurzfilmen werden alterstypische Verhaltensweisen gezeigt, die die Jugendlichen dann immer tiefer verstehen lernen. Es sind keine Abschreckungsfilme und sie erfordern gerade deshalb eine methodische Zugangsweise. In gelungenen REBOUND-Kursen werden die Jugendlichen nicht belehrt, sondern neugierig gemacht. Sie lernen ihre Selbstwahrnehmung zu erweitern und werden unabhängiger von ihren Peers. Die Jugendlichen schließen das Projekte mit einem eigenen, selbstständig entworfenen und realisierten Kurzfilm ab.

Thematische Offenheit

Im Programm werden Stärken, Fähigkeiten, positive Ziele usw. mit verschiedenen Risikothemen in Zusammenhang gebracht. Dazu gehört der Umgang mit Alkohol und anderen Drogen – je nach Interesse und Vorkenntnissen in der Zielgruppe aber auch beispielsweise der Umgang mit Medien (Internetgebrauch, PC-Gaming etc.). Die Teilnehmer verbessern ihre eigene Entscheidungsfähigkeit und ihr Wissen; Klassen oder Gruppen machen sich ihre Normen bewusst und Schulen lernen Regeln im Umgang mit Risikoverhaltensweisen zu formulieren und anzuwenden.

Ziele

1. Stärken bewusst machen und fördern
BEWUSSTHEIT

2. Einen eigenständigen und gesunden Umgang mit Risiken erlernen
RISIKOKOMPETENZ VON EINZELNEN

3. Risikobewusste Peer-Groups
RISIKOKOMPETENZ ALS NORM

4. Rahmenbedingungen für ein gesundes Aufwachsen schaffen
IMPULSE FÜR SCHULENTWICKLUNG GEBEN

Kompetenzfelder

Medien und Erlebnis im Mittelpunkt

Wir arbeiten intensiv mit Kurzfilmen und anderen erfahrungsorientierten Methoden. In diesen Filmen spielen die Schauspieler Szenen rund um das Thema Rausch und Risiko. Schaut man genauer hin, geht es in den Filmen aber einfach um Leben und Lernen, um Themen wie Dazugehörigkeit und Sich-selber-finden, seine eigenen Grenzen kennen lernen und die Frage, welche Werte eigentlich wichtig sind. Bei dem Thema Alkohol oder Cannabis werden diese Fragen aufgeworfen, kritisch bearbeitet und neu beantwortet. Gelingt es im Kurs die Motivation der Jugendlichen zu wecken, dann wird ein Teil des Programms von ihnen selbst vermittelt. REBOUND wurde und wird von den Menschen mit entworfen, um die es geht.

Wirkung

Die gesamte Entwicklung des Programms wurde wissenschaftlich fundiert und begleitet. Qualitätssicherung sorgt für kontinuierliche Weiterentwicklung. Hierbei fließen neben den Evaluationsergebnissen auch die wertvollen Erfahrungen aus der pädagogischen Praxis mit ein. Doch nicht nur für die Jugendlichen und ihre Begleiter entfaltet das Programm positive Effekte: Ein gelungener Kurs begünstigt zahlreiche Entwicklungen in seinem Sozialraum. Dabei profitieren Familien und Freunde der Jugendlichen ebenso wie die Kollegen der weitergebildeten Pädagog:innen.

REBOUND kann …

  • das Klassenklima verbessern.
  • die Fähigkeit zur Selbstreflexion erhöhen.
  • die Medienkompetenz fördern.
  • die Anzahl von Rauscherfahrungen reduzieren.
  • den Alkohol- und Cannabiskonsum reduzieren.
  • die Risikowahrnehmung verbessern.
  • das Wissen über Alkohol und andere Drogen steigern.

Jungaberle, H. & Nagy, E. (2015) Pilot Evaluation Study of the Life Skills Program REBOUND: Effects on Substance Use, Knowledge About Substances and Risk Perception. SAGE Open, 5(4), 1-13.

„Die Evaluationsstudie fokussierte die Wirkung des Programms auf Konsumparameter. Die Ergebnisse der REBOUND Evaluationsstudie zeigten bereits nach sechs Monaten einige positive Effekte. REBOUND trägt zu einem kontrollierten Gebrauch von Alkohol bei, zu einer Reduktion von Betrunkenheitserfahrungen, zeigte eine Zunahme an Wissen über psychoaktive Substanzen und einen Rückgang des Cannabiskonsums“

– Grüne Liste Prävention (Landespräventionsrat Niedersachsen)